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  » Geschichte
 
  Aus der Geschichte von Löpsingen  
 

Nahezu mitten im Ries und zudem an einem zentralen Übergang über die Eger gelegen, geht Löpsingen wahrscheinlich auf eine alamannische Ansiedlung im 3./4. Jahrhundert zurück, ohne daß archäologische Funde oder schriftliche Nachweise das bisher bezeugen.

Schriftlich und mit Namen wird das Dorf Löpsingen dann schon im Güterverzeichnis des Klosters Fulda für das 8. Jh. aufgeführt, indem der Edle Bilihilt de Alamannia seine Güter in »Lebezingen« im Riesgau eben dem Kloster Fulda vermacht. Außerdem lassen sich seit der Mitte des 11. Jh.s. und namentlich 1143 in einer Papsturkunde Besitzungen verschiedener Augsburger Kirchen in Löpsingen nachweisen. Neben anderen Grundherrn gehörte das Dorf jedoch größtenteils den Grafen von Oettingen, die zudem auch die Vogtei über den Augsburger Besitz ausübten, was schon 1225 zu erheblichen Streitigkeiten führte, die dann 1238 einvernehmlich beigelegt werden konnten, wie zwei Oettinger Urkunden bezeugen. Graf Ludwig II. von Oettingen und seine Vorfahren hatten die Augsburger Untertanen nämlich mit so schweren Abgaben belastet, daß die Bauern aus Not in andere Gegenden oder Städte abwanderten, so daß infolge der dadurch verursachten Verödung dem Augsburger Domkapitel gar keine Abgaben und Einnahmen mehr zuflossen. 1225 und 1238 sahen die vereinbarten Schlichtungen daher vor, daß der Graf zukünftig nur Abgaben in altüberkommener Höhe erheben und in den folgenden zwei bis drei Jahren als Vogt gar keine Nutzungen aus dem Dorf erhalten sollte. Allerdings hielten sich die Grafen von Oettingen nur eine zeitlang an diese Vereinbarungen, so daß deswegen immer wieder Klagen und Spannungen auftraten, bis 1281 das Domkapitel Augsburg gegen Zahlung von 400 Pfund Heller von den Grafen von Oettingen das Vogteirecht an Dorf und Kirche Löpsingen und den Eigenleuten der dortigen Kirche erwarb und fortan selbst und eigenständig ausübte (OE UB, Reg. 6, 10, 95).

Von der Mitte des 13. Jh. an läßt sich ein Ortsadel der Herren von Löpsingen nachweisen, die als Dienstmannen und Lehensträger der Burggrafen von Nürnberg (= Hohenzollern) deren Güter in Löpsingen verwalteten. Schon gegen Ende des 13. Jh. scheinen sie aber Löpsingen verlassen und sich in der Umgebung von Nürnberg niedergelassen zu haben. Mit den beiden 1331 genannten Brüdern Sifrid und Ulrich von Löpsingen ist dieses Ortsadelsgeschlecht dann ausgestorben.

In den verschiedenen Fehden und kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen den Grafen von Oettingen, die das Territorium ihrer Grafschaft zu arrondieren und ihre Besitz- und Verwaltungsrechte zu vereinheitlichen bestrebt waren, und auf der anderen Seite der Reichsstadt Nördlingen, die ihrerseits eigene Rechtsansprüche keineswegs aufzugeben, vielmehr um sie zu kämpfen bereit war, unter solchen kriegerischen Auseinandersetzungen hatte das Dorf Löpsingen im Laufe der Jahrhunderte wiederholt zu leiden, da jede der beiden Parteien, die Grafen von Oettingen wie die Reichsstadt Nördlingen versuchte, die Gegenseite durch Zerstörung der Höfe und Verwüstung der Felder der Bauern der jeweiligen Gegenseite zu schädigen und dadurch gleichzeitig die grundherrlichen Einkünfte der Gegenseite zu mindern oder gar ganz zu vernichten.

Im Bauernkrieg 1525 zählten unter den 2.224 Bauern des Deininger Haufens aus 79 Riesdörfern 60 Bauern aus Löpsingen, die zusammen mit den anderen, gleichgesinnten Bauern gegen die weltlichen wie geistlichen Herren ihre alten Rechte bewahren und gegen Übergriffe sich wehren wollten, aber in der mörderischen Schlacht bei Ostheim 1525 von dem adligen Ritterheer bitter geschlagen und vernichtet wurden und so letzten Endes nicht am Elend des abhängigen Bauernstandes bessern konnten. Sowohl im Schmalkaldischen Krieg (1546/47), als vor allem spanische Soldateska das Dorf Löpsingen wiederholt brandschatzte und plünderte, als auch im Dreißigjährigen Krieg und während der Schlacht bei Nördlingen 1634 erlitt das Dorf großen Schaden an Menschen, Vieh und Gütern, wobei die Untertanen der verschiedenen Herren wiederholt hinter den starken Mauern der Reichsstadt Nördlingen Schutz suchten und fanden.

1736 wurden am Gründonnerstag innerhalb von zwei Stunden durch eine schreckliche Feuersbrunst 42 Häuser des Dorfes eingeäschert.

Eigensinn und Halsstarrigkeit bewiesen die Löpsinger Bauern 1752, als die oettingische Herrschaft die alte Steinbrücke über die Eger, die die Dorfgemeinde offenbar selbst gebaut hatte, durch eine neue Brücke ersetzen wollte, damit die Fuhrwerke, die die alte Brücke scheute, nicht länger durch die Furt zu fahren gezwungen waren, wodurch der gräfliche Brückenzoll nämlich empfindliche Einbußen erlitten hatte. Erst als die Rädelsführer der widerspenstigen Löpsinger Bauern einige Wochen lang auf der Harburg in Kerkerhaft gefangen gehalten worden waren, konnte die Brücke von den Grafen von Oettingen endlich errichtet werden, – und zwar mit den 3.000 Gulden Strafgeld, das die Löpsinger zur Auslösung ihrer Rädelsführer aus der Harburger Gefangenschaft hatten zahlen müssen.

Ortsmitte/Evang. Kirche mit altem FriedhofEine eigenartige Besonderheit sind über Jahrhunderte hin die Kirchenverhältnisse in Löpsingen gewesen. Mit dem Erwerb der »curtis Lebezingen« im 11. Jh. durch das Domkapitel Augsburg gelangte dieses offenbar auch in die Besitzrechte der Kirche Löpsingen, was Papst Honorius III. 1220 urkundlich bestätigte, und durch die Augsburgische Inkorporation dieser Kirche kam zudem alles Kirchen und Pfarrgut zu Löpsingen in den tatsächlichen Besitz des Domkapitels Augsburg. Der Pfarrer genoß die Hälfte des Kirchenzehnten, während die andere Hälfte dem Maierhof zufloß, der davon einen Teil an den Pfarrer zu liefern hatte. Oftmals war ein Domherr von Augsburg Kirchherr oder Pfarrer in Löpsingen, der dann die eigentliche Seelsorge im Dorf durch einen von ihm bestimmten, eingesetzten und besoldeten Vikar versehen ließ. Als es wegen der Besetzung der Pfarrei Löpsingen zwischen der Landesherrschaft Oettingen und dem Domkapitel Augsburg zu Anfang des 16. Jh.s zum Streit kam, bestimmte 1523 der erzielte Vergleich, daß fortan die Grafen von Oettingen als weltliche Herren des Dorfes Löpsingen bei allen Neubesetzungsfällen in den Monaten Januar, März, Mai, Juli, September und November das volle Nominations- und Präsentationsrecht wahrnehmen sollten, in den anderen sechs Monaten jedoch das Domkapitel Augsburg diese Rechte ausüben sollte.

Schon wenig später wandten sich auf Betreiben Karl Wolfgangs von Oettingen die Zisterzienserinnen von Klosterzimmern im Jahre 1524 der neuen Lehre Martin Luthers zu und von dort fand das reformatorische Gedankengut bald Eingang und bereitwillige Aufnahme in Löpsingen, aber es dauerte schließlich noch bis 1538, als dann der Pfarrvikar Johannes Mendlin in der Michaelskirche in Löpsingen auf Deutsch und evangelisch predigte und Gläubigen das Abendmahl in beiderlei Gestalt reichte. Daher gilt Johannes Mendlin, der von 1538 – 1541 als Pfarrer in Löpsingen wirkte, als dessen eigentlicher Reformator. Trotz mancher Spannungen blieb Löpsingen von da an uneingeschränkt protestantisch, was 1555 im Augsburger Religionsfrieden und 1648 im Westfälischen Frieden für immer bestätigt worden ist.

In den Zeiten der Gegenreformation und in den Glaubenskämpfen vom 16. bis 18. Jh. haben sich daraufhin verschiedene Glaubensflüchtlinge namentlich aus österreichischen Territorien in Löpsingen dauerhaft angesiedelt, was sich noch heute an einzelnen Familiennamen ablesen läßt.

Postkarte von 1908Wegen der eigentümlichen Kirchen-, Pfarreiund Besetzungsrechte in Löpsingen war seit der Einführung der Reformation der Ortspfarrer zwar immer protestantisch, aber die Einkünfte aus der Pfarrpfründe blieben weiterhin im katholischen Besitz des Augsburger Domkapitels, zumal der Pfarrer von Löpsingen nominell weiterhin ein katholischer Domherr von Augsburg war (ohne daß es eine katholische Seele in Löpsingen gegeben hätte,-) der einen evangelischen Seelsorger in Löpsingen als Pfarrvikar bestellte und vertragsgemä8 besoldete. Erst als die Grafschaft Oettingen 1806 mediatisiert wurde und an Bayern fiel, konnten die Kirchenverhältnisse in Löpsingen im landesüblichen Rahmen geregelt und normalisiert werden.

Nach den beiden Weltkriegen im 20. Jh., aus denen von den Frontkämpfen in Europa und Afrika 51 Mitbürger aus Löpsingen nicht mehr heimkehrten, sondern für Volk und Vaterland ihr Leben lassen mußten, hat Löpsingen 1945 viele Flüchtlinge und Heimatvertriebene vor allem aus dem Sudetenland, aus Schlesien und Ostpreußen aufgenommen, was sowohl von den Alteingesessenen wie von den Neubürgern ein hohes Maß an Humanität und Toleranz verlangte, bis gegenseitige Anerkennung selbstverständlich wurde. Die dadurch erforderlichen Neubaugebiete wie ebenso die Modernisierungen der alten Bauernhäuser und Wirtschaftsgebäude haben in einer langsam wachsenden, jedoch dauerhaften Wohlstandsphase das alte, geschlossene Dorfbild von Löpsingen zwar nachhaltig verändert,. andererseits aber bewirkt, daß die Ansprüche und Erfordernisse an ein modernes Leben und wirtschaften auch auf dem dörflichen Land besser oder gar ausreichend erfüllt werden konnten.

Diese moderne Entwicklung ist nach der Gebietsreform (1972), durch die Löpsingen am 01.01.1973 ein Stadtteil der Großen Kreisstadt Nördlingen geworden ist, konsequent weitergeführt worden, wofür weitere Neubaugebiete, öffentliche Bauten und der Straßenbau ein beredtes Zeugnis ablegen. Ein herausragendes Ereignis der jüngeren Dorfgeschichte war sicher die im Juli 1987 nach 18 Monaten Bauzeit fertiggestellte Ortsumgehung und die damit verbundene Hochwasserfreilegung, die die Bevölkerung nicht nur von den großen Belastungen des Durchgangsverkehrs befreite, sondern auch die Angst nahm, nach jedem größeren Regenguß ihre Keller überschwemmt zu sehen. Im Februar 1984 wird der Ort in das Förderprogramm »Dorferneuerung« aufgenommen. In diesem Programm wurde eine Vielzahl von öffentlichen und privaten Maßnahmen gefördert, die dem Ort einen Teil seines früheren dörflichen Charakters zurückbrachte.
 

Quelle: Festschrift der SpVgg Löpsingen von 1997

 
     
 
 


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